Wenn du dieses Jahr im September zufällig in München bist, dann solltest du dir die Wiesn (Oktoberfest) nicht entgehen lassen! Wer glaubt, dass das klassische Dirndl immer nur urbayerisch sein muss, der wird von dem Modelabel NOH NEE eines besseren belehrt. NOH NEE mit Sitz in München steht für strahlende Farben, kunstvolle Muster und Stickereien auf afrikanischen Stoffen, kombiniert mit traditionellen, Dirndl-Schnitten. Mit ihren bayerischen Dirndln aus afrikanischen Stoffen führen sie verschiedene Kulturen und Bräuche zusammen und werfen einen neuen Blick auf das Bild der bayerischen Tracht. Mit Rahmeé Wetterich von NOH NEE, sprechen wir über das Projekt “The Project Justine – Train the Trainer”. Aber zunächst einmal möchte ich dir das Label NOH NEE einmal näher vorstellen.
NOH NEE kreiert bayerische Dirndln aus afrikanischen Stoffen
Ursprünglich aus Kamerun stammend, leben Rahmeé Wetterich und ihre Schwester Marie Darouiche bereits in der 3. Generation in München. Die Idee, sich selbstständig zu machen und bayerische Dirndln aus afrikanischen Stoffen herzustellen, kam der Schneiderin Marie, die schon immer gern mit afrikanischen Stoffen experimentiert hat. Rahmeé musste nicht lange überzeugt werden, um sich für die Idee zu begeistern.
Als ich das erste Dirndl aus afrikanischen Stoffen gesehen habe (und zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass es von meiner Schwester Marie angefertigt worden war), kam mir das erste Mal der Gedanke, dass ja ich so etwas tragen könnte! Bis zu dem Zeitpunkt habe ich noch nie ein Dirndl getragen und auch nach 35 Jahren in Bayern hatte ich eigentlich auch nicht vor, jemals eines zu besitzen. Diese Begeisterung jedoch, die ich mit Familie und Freunden damals schon geteilt habe, hat letztendlich dazu geführt, dass ich in die Idee eingestiegen bin.
Nun musste noch ein geeigneter Firmenname her. Für Marie sollte der Name eine Bedeutung haben, und für Rahmeé war die Corporate Identity und wie sie die Firma nach außen hin darstellen wollten ein wichtiger Aspekt. Ein weiterer Punkt, der geklärt werden musste, war die Produktentwicklung: Wie sollen die afrikanischen Dirndln von NOH NEE aussehen? Was ist das Besondere an den Dirndln? Wie erreicht man einen hohen Wiedererkennungswert?
NOH NEE heißt „Geschenk Gottes“ auf Swahili
Nachdem diese Fragen beantwortet wurden, konnte es losgehen. Seitdem sind 6 Jahre vergangen, und NOH NEE befindet sich weiterhin im Aufbau. Die Gewinne werden hauptsächlich reinvestiert. Allerdings konnten sie bereits im vierten Jahr schon erstmals von Profit sprechen. Rahmeé hat sich Zeit genommen, um mit uns über das Herzensprojekt „The Project Justine – Train the Trainer zu unterhalten, welches in 2015 ins Leben gerufen wurde.
Frolicious: Wie ist die Idee zu „The Project Justine – Train the Trainer entstanden?
Rahmeé Wetterich: Die Idee zu diesem Projekt hatte eine lange Vorlaufzeit, sie kam uns bereits 2012, relativ kurz nach der Gründung von Noh Nee. Nämlich als wir feststellen mussten, dass die Waxprint-Stoffe, welche wir zu der Zeit hauptsächlich verwendeten, gar nicht in Afrika hergestellt wurden, sondern überwiegend aus den Niederlanden kamen. Es war uns jedoch ein wichtiges Anliegen, dass Afrikanerinnen und Afrikaner nicht übergangen werden, sondern an der Herstellung irgendwie beteiligt sind und von unserer Idee profitieren. Wir wollten wirkliche, in Afrika produzierte Stoffe verwenden. Seitdem hegten wir den Wunsch, eine Kooperation auf Augenhöhe einzugehen und dies durch Produktionsstätten zu ermöglichen, was uns mit The Project Justine gelungen ist.
Frolicious: Wie wird das Justine-Projekt umgesetzt?
Rahmeé Wetterich: Justine war bereits ausgebildete Schneiderin in Benin, ihr fehlten jedoch noch gewisse Kenntnisse, um den hiesigen Qualitätsanforderungen zu entsprechen –und die haben wir ihr vermittelt. Sie kam nach Deutschland und erhielt von uns eine weiterführende Ausbildung. 2015 schließlich haben wir eine eigene Kollektion mit ihr entwickelt, die wir jetzt in München in unseren Läden und in unserem Onlineshop verkaufen.
Ihre Fertigkeiten wurden gewissermaßen perfektioniert, und dieses fundierte Wissen kann sie nun in Benin an neue Schneiderinnen weitergeben, die von ihr ausgebildet werden. So können wir das Wissen an eine größere Breite von Schneiderinnen in Benin vermitteln, die dann ihrerseits weiter ausbilden können.
Frolicious: Wie finanziert ihr das Projekt?
Rahmeé Wetterich: Justine war bereits ausgebildete Schneiderin in Benin, ihr fehlten jedoch noch gewisse Kenntnisse, um den hiesigen Qualitätsanforderungen zu entsprechen –und die haben wir ihr vermittelt. Sie kam nach Deutschland und erhielt von uns eine weiterführende Ausbildung. 2015 schließlich haben wir eine eigene Kollektion mit ihr entwickelt, die wir jetzt in München in unseren Läden und in unserem Onlineshop verkaufen.
Ihre Fertigkeiten wurden gewissermaßen perfektioniert, und dieses fundierte Wissen kann sie nun in Benin an neue Schneiderinnen weitergeben, die von ihr ausgebildet werden. So können wir das Wissen an eine größere Breite von Schneiderinnen in Benin vermitteln, die dann ihrerseits weiter ausbilden können.
Frolicious: Was war bislang die größte Herausforderung in Bezug auf das Justine-Projekt?
Rahmeé Wetterich: Die größte Herausforderung für uns war die Herstellung der ersten Kollektion von Noh Nee Benin, nachdem wir Justine ausgebildet hatten. Unserem Ziel, „made in Africa“, gerecht zu werden: Dass wir Afrika in die ganze Produktion mit einbeziehen und vor Ort produzierte Stoffe kaufen, was uns mit Noh Nee Benin gelungen ist. Hier haben wir anfangs schon ein bisschen gezittert, ob das wirklich alles so funktioniert, wie wir uns es vorstellen.
Frolicious: Rückblickend auf das Justine-Projekt worauf bis du stolz?
Rahmeé Wetterich: Der Moment, als ich Justine in vor Ort in Benin die Etiketten überreicht habe, die extra für die Noh Nee Benin Kollektion verwendet werden, war für mich sehr besonders. Vor lauter Freude hat sie wirklich kurz aufgeschrien. Bis dahin war ihre Kollektion ja nur ein Phantom, und in dem Moment war sie endlich Wirklichkeit geworden. Das muss auch sie mit großem Stolz erfüllt haben.
Frolicious: Wie bezahlt ihr die Einnahmen der Näherinnen in Benin?
Rahmeé Wetterich: Da wir nicht das ganze Jahr über produzieren und gerade die Dirndl-Saison auf einige Sommermonate in Deutschland beschränkt ist, bezahlen wir unsere Mitarbeiterinnen in Benin nicht per Stückzahl. Wir haben Justine die Basis für ihre Arbeit geschaffen: Wir haben ihr die Geräte besorgt und die Stoffe gekauft. Außerdem stellen wir ihr die Räumlichkeiten und übernehmen die laufenden Kosten. Dazu erhält Justine von uns auf ihren eigenen Wunsch hin ein regelmäßiges, monatliches Einkommen. Das gewährt ihr eine gewisse Sicherheit, auch wenn sie gerade Leerlauf hat. Dieser Lohn ist höher als die Vergütung einer normalen Schneiderin in Benin. Nebenher kann sie außerdem ihre Schneiderei betreiben und zusätzliche Aufträge annehmen.
Frolicious: Wie sehen die Zukunftspläne für „The Project Justine – Train the Trainer“ aus?
Rahmeé Wetterich: Aktuell planen wir ein Ausbildungszentrum für Menschen in Benin, die daran interessiert sind, eine Ausbildung zu erhalten, und die für eine autonome Produktionsstätte arbeiten wollen, welche langfristig auch Aufträge aus Afrika entgegennehmen wird. Die Menschen in Benin sollen nicht von uns abhängig sein; vielmehr wird Noh Nee eine Kundin unter vielen sein.
Die Kooperation mit Justine ist ein Modell, und dass es so gut funktioniert zeigt uns, dass wir unseren Beitrag leisten können und mehr glückliche Justines ausbilden können, die wirkliche Perspektiven in ihrer Heimat haben, um für ihren eigenen Lebensunterhalt zu sorgen. Dieses Jahr möchten wir mit unseren Charity-Veranstaltungen genügend Geld sammeln, damit wir für das geplante Ausbildungszentrum ein Grundstück kaufen können. Anfang 2018 wollen wir mit dem Bau beginnen. Wir sind mit der Testphase fertig, und haben nun mit der Planung einer dritten Kollektion begonnen.
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Das Justine-Projekt mit dem Konzept „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist beeindruckend. Falls du das Projekt unterstützen möchtest, dann klick auf den Link: „The Project Justine – Train The Trainer„.
NOH NEE ist definitiv mehr als nur ein Modelabel. Neben den afrikanischen Dirndln („Dirndln à l’Africaine“) entwerfen Marie und Rahmeé noch wunderschöne Mäntel bis hin zu farbenfrohen Wickeltops aus afrikanischen Waxprints. Sollte ich jemals zum Oktoberfest gehen, werde ich mir definitiv ein Outfit von NOH NEE gönnen.
Wie findest du die bayerische Dirndln aus afrikanischen Stoffen?
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Mehr zu NOH NEE findest du hier:
Website, Instagram, Facebook, The Project Justine – Train the Trainer
Fotos von Attila Henning
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